
In der aktuellen Folge 112 von Happy Bootstrapping spreche ich mit Christian Schulte, dem Gründer von Dropscan – einem Service zur Digitalisierung von Briefpost und Papierdokumenten. Seit der Gründung 2011 hat Christian das Unternehmen ohne externes Kapital zu einem profitablen Business mit 30.000 Kunden und 14 Mitarbeitern aufgebaut. Seine Geschichte ist ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man auch ohne Venture Capital erfolgreich sein kann.
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Von der Idee zum selbstfinanzierten Unternehmen
Nach Erfahrungen in der VC-Branche und bei einem amerikanischen Print-on-Demand-Startup entschloss sich Christian, den umgekehrten Weg zu gehen: Statt digitale Dokumente auszudrucken, wollte er Papierdokumente digitalisieren. Mit zwei Mitstreitern gründete er Dropscan und stellte innerhalb von drei Monaten eine Web-Applikation auf die Beine. Das Anfangskapital beschränkte sich auf 25.000 Euro für die GmbH-Gründung, wobei die drei Gründer ihre Kompetenzen strategisch einbrachten: Softwareentwicklung, Produktentwicklung/Vertrieb und Scan-Dienstleistungen.
"Das einzige, was wir jemals investiert haben, waren die Startkapital von 25K für die GmbH. Mit dem haben wir halt am Anfang gewisse Kosten abgedeckt", erklärt Christian. Die Firma wurde innerhalb von sechs Monaten profitabel, wenn auch zunächst ohne große Gehälter für die Gründer.
Der Service: Digitale Poststelle für jedermann
Das Herzstück von Dropscan ist eine digitale Poststelle, die vollständig online gesteuert wird. Kunden erhalten eine Scanbox-Adresse, an die sie ihre Briefpost und Dokumente senden können. Diese werden von Dropscan digitalisiert und als durchsuchbare PDF-Dateien zur Verfügung gestellt. Der Kunde kann für jedes Dokument entscheiden, ob es gescannt, vernichtet oder weitergeleitet werden soll.
Besonders clever: Die digitalisierten Dokumente können direkt in vorhandene Systeme wie OneDrive, Google Drive oder Buchhaltungssoftware integriert werden. Mit einer Conversion-Rate von 50% bei Website-Besuchern zu Registrierungen und 80% von Registrierungen zu zahlenden Kunden erzielt Dropscan beeindruckende Ergebnisse.
Der Erfolg ohne Marketing-Hype
Im Gegensatz zu vielen startups setzt Christian auf organisches Wachstum statt auf aggressive Marketingmaßnahmen. Der Fokus liegt auf einer überzeugenden Website und dem direkten Kundenfeedback. Christian und sein Mitgeschäftsführer Martin erledigen bis heute den Kundenservice persönlich.
"Mit 80 Prozent unserer Kunden habe ich noch nie gesprochen. Die kommen auf die Website, probieren es aus, schauen es an, haben verstanden, okay, machen", beschreibt Christian seinen Self-Service-Ansatz.
Diese Konzentration auf das Produkt und die Kundenzufriedenheit hat Dropscan durch Zeiten getragen, in denen venture-finanzierte Wettbewerber mit subventionierten Preisen in den Markt drängten und später scheiterten. Christians Philosophie: "Under promise, over deliver" – das Gegenteil des typischen Marketing-Hypes.
Christians Learnings aus 14 Jahren Bootstrapping:
- Unabhängigkeit von Investoren ermöglicht echte unternehmerische Freiheit, einschließlich der Möglichkeit, unpassende Kunden abzulehnen
- Organisches Wachstum mit solider Kundenbasis ist nachhaltiger als schnelles, investorengetriebenes Wachstum
- Der direkte Kundenkontakt der Gründer ist unersetzlich für Produktverbesserungen und langfristigen Erfolg
- Konzentration auf bestehende Kunden hat höhere Priorität als die Gewinnung neuer Kunden
"Dropscan ist unsere Spielwiese, wo Martin und ich gemeinsam spannende Ideen entwickeln und umsetzen können. Und das gebe ich nicht einfach so auf, nur damit ich hinterher ein paar Millionen auf dem Konto habe", resümiert Christian seinen Weg des unabhängigen Unternehmertums.
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