
Max Grimm und Robin Kuprat waren 20, als sie anfingen, Siebträgermaschinen auseinanderzuschrauben. Heute verkauft ihre Firma MARO das Model 1 für 4.999 Euro – mit IoT-Anbindung, Software-Updates und 430 Einzelteilen. Knapp 400 Maschinen später sind sie siebenstellig im Umsatz und immer noch gebootstrapped.
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Die Gründungsgeschichte: Von der defekten Sage zur eigenen Technologie
"Ich kam ja auch gar nicht auf die Idee, Hardware-Startup zu machen", erinnert sich Max. Die Story begann auf dem Musikinternat, wo sein Zimmernachbar ihn jeden Morgen mit einer Kaffeemühle weckte. Max' Recherche zu Mahlgraden führte ihn zu Siebträgermaschinen – und zur Erkenntnis: "Bei jeder steht eigentlich das gleiche drin."
Nach sechs Monaten erfolglosem Espresso-Experimentieren mit einer Sage-Maschine ("20, 25 Kilo Kaffee verjuckelt") kaufte er eine defekte Maschine. Der Anruf bei Robin, seinem Bastelkumpel, änderte alles:
"Du weißt es nicht, ich weiß es nicht, lass es uns zusammen nicht wissen."
Innerhalb von zehn Tagen lief der erste PID-Regler. Aus der offenen Espressomaschine führten 40 Kabel auf ein halbes Quadratmeter Holzbrett. "Die Netzstecker musstest du in richtiger Reihenfolge in die Steckdosen stecken, dann die USB-Kabel in der richtigen Reihenfolge in den Laptop."
Das Geschäftsmodell: Premium-Hardware mit Software-Soul
Das MARO Model 1 kostet 4.999 Euro (weiß) bzw. 5.199 Euro (schwarz):
- 430 Einzelteile pro Maschine
- IoT-Anbindung für Remote-Service
- Software-Updates "over the air"
- Drei UI-Modi für verschiedene Nutzertypen
- 37% der Kunden nutzen den Anfänger-Modus

"Wenn von 430 Teilen nur 429 da sind, baust du halt leider null Maschinen", erklärt Max die Hardware-Herausforderung. Die ersten 40 Maschinen verkauften sie defizitär, seitdem machen sie Marge – "dass wir das geschafft haben, da bin ich sehr stolz drauf."
Support und Vertrieb: WhatsApp statt Händlernetz
Der Support läuft hauptsächlich über WhatsApp Business: "Eine Sprachnachricht ist mir doch egal. Wenn der Kunde Sprachnachricht schicken will, schickt er mir Sprachnachrichten." Max' private Handynummer stand anfangs sogar bei Google.
Händler gibt es bewusst kaum: "Die Margen, die abgerufen werden von den Händlern, sind teilweise einfach viel höher als die Marge, die ich überhaupt mache." Stattdessen setzen sie auf:
- Live-Demos im neuen Showroom in Suhl
- Pop-up Events deutschlandweit
- Direktvertrieb mit intensiver Beratung
- Ein Händler in der Schweiz (wegen Zoll)
Der Weg zur Produktion: Vom Musikinternat zur Elektronikfirma
Der Durchbruch kam durch Zufall: Ein Unternehmer mit Elektronikfirma stellte ihnen eine Werkstatt zur Verfügung.
"Das ist ein Schleifbock, das ist eine CNC-Fräse und den Rest hat Chef gesagt, dürft ihr jetzt einfach nutzen."
Robin und Max arbeiteten teilweise von 5:30 bis 23:30 Uhr, führten acht Monate Grundlagenforschung in Thermodynamik durch. Die Corona-Zeit zwang sie zu Industrie-Komponenten: "Teilweise echt teuer, aber eben verfügbar."

Max' Learnings aus vier Jahren Hardware-Bootstrapping:
- "Wenn man mit dem ganzen fuck around and find out anfängt, muss man auch durchziehen"
- Keine Rabatte – "Wir müssen diese Leute bezahlen"
- Direct-to-Consumer ist der einzige skalierbare Weg
- Support-Exzellenz schafft Vertrauen bei 5.000€-Produkten
- Mit 24 kann man auch Hardware bauen
"Der Grund hinter MARO ist, etwas zu schaffen aus eigener Kraft", sagt Max über Investment-Angebote. Mit mittlerweile sechs Festangestellten und drei bis vier Wochen Lieferzeit wachsen sie organisch weiter.
Was ich als Interviewer gelernt habe
Interessant fand ich in dieser Folge die Kombination aus jugendlicher Naivität ("fuck around and find out") und professioneller Umsetzung.
Die WhatsApp-Support-Story zeigt, wie aus einer Not (private Nummer bei Google) eine Tugend werden kann. Max' Transparenz über Margen-Challenges bei Hardware hat mir gefallen – "eigentlich bin ich froh, dass wir überhaupt Marge machen."
Seine Aussage "Bootstrapping ist eher ein moralisches Qualitätssiegel" zeigt eine reflektierte Sicht auf das Thema. Und dass zwei 20-Jährige eine IoT-fähige Siebträgermaschine bauen, während größere Firmen noch mit mechanischen Lösungen arbeiten, macht Mut für andere junge Gründer.
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Ich bootstrappe übrigens mein eigenes Unternehmen "We Manage", welches Start-Ups und Unternehmen bei Cloud, DevOps und dem nachhaltigen Betrieb von Web Applikationen hilft - buch dir gerne jetzt ein Termin.
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