
Martin Höller machte seinem Kollegen eine Scherz-App, weil der ständig Meetings verpasste. Heute bringt die "In Your Face" App 8.500 Dollar MRR. Nach 20 Jahren Entwicklung und fünf Jahren Freelancing arbeitet der 44-Jährige nur noch an seinen Apps – aus Florenz, mit 70% Gründerbonus bei der Steuer.
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Die Entstehung: "An invite in your face"
"Wir waren schon irgendwie zehn Leute im Meetingraum und mussten immer ein paar Minuten auf den warten", erinnert sich Martin an seinen Kollegen. Beim Firmenausflug, "schon ein bisschen beschwipst", versprach er dem chronisch Unpünktlichen: "Ich mache dir eine App dafür. An invite in your face."
Am Wochenende darauf baute er den ersten Prototypen. Am Montag installierte er ihn auf dem Computer des Kollegen.
"Siehe da, er war nie wieder zu spät zu unseren Meetings."
Die App zeigt eine Minute vor dem Meeting einen Fullscreen-Alert: "Die unterbricht deine Arbeit tatsächlich. Du kannst das nicht ignorieren." Besonders beliebt bei Menschen mit ADHS:
"Ich kriege immer so cooles User-Feedback von Leuten, die dann sagen, die App hat mir den Job gerettet."

Das Geschäftsmodell: Vom Einmalkauf zum Abo
Martin startete 2005 mit Mac-Entwicklung ("der erste Mac Mini") und baute seitdem nebenher Apps:
- 2019: In Your Face Launch als 2€-App
- 2022: Umstellung auf Subscription-Modell
- Heute: 2,99/Monat,24,99/Monat, 24,99 /Monat,24,99/Jahr oder 69$ Lifetime

"Zwei Drittel wählen die jährliche Subscription", erklärt Martin. Die Churn-Rate ist "relativ gering" – kein Wunder bei drei Euro pro Monat: "Das Ziel beim Pricing war, die Apps sollen ungefähr so viel kosten wie einen Kaffee pro Monat."
Vertriebskanäle:
- Mac App Store (Hauptkanal)
- Direktverkauf über Website
- Setapp ("Das Netflix für Apps")
Der Switch: Von Berlin nach Florenz
Nach acht Jahren Berlin-Startup-Szene (Thalia, Clue) startete Martin im März 2020 – mit dem ersten Lockdown – als Freelancer. Der Umzug nach Italien folgte aus mehreren Gründen: Seine Partnerin ist Italienerin, das Wetter ist besser, und dann ist da noch das Steuermodell.
"Für Leute, die mindestens zwei Jahre lang nicht in Italien steuerpflichtig waren", erklärt Martin, "werden 70 Prozent des Einkommens ignoriert vom Finanzamt." Sein Gesamtsteuersatz: 15 Prozent. Bei schulpflichtigem Kind oder Immobilienkauf verlängert sich das auf zehn Jahre.
"Mit der Steuerersparnis über die 10 Jahre ist die Wohnung abgezahlt", rechnet er vor. Die 150-Quadratmeter-Wohnung in Florenz kostete gut 400.000 Euro.
Support und Entwicklung: Familie als Team
Seit Juli arbeitet Martins Partnerin mit im Business: "Sie wird sich um alles kümmern, was Marketing, Kommunikation und so betrifft." Der Support läuft hauptsächlich per E-Mail, Feature-Requests sammelt er in einer Liste: "Ich sehe ja dann, welche Feature-Requests mehrfach kommen."
Die häufigste Anfrage? Windows-Version. "Ich habe schon mal mit einem befreundeten Freelancer einen Proof of Concept beauftragt", sagt Martin. 2025 soll es soweit sein.
Martins Portfolio umfasst mittlerweile:
- In Your Face (Meeting-Reminder)
- Chimeful (Focus-Chimes für ADHS)
- Traktick (Zeiterfassung)
- WRDLR (Wortsuche)
- Numba (Zahlen lernen)
- Eine Apple TV Metronom-App
"Die App ist speziell gut für Leute mit ADHS", betont Martin mehrfach. Ein Newsletter zu diesem Thema hat er kürzlich gemeinsam mit anderen unter dem Namen "Blue Banana Bites" gestartet.
Alle Apps findest du auf seiner Portfolio Page.
Was ich als Interviewer gelernt habe
Interessant fand ich in dieser Folge, wie aus einer relativ einfachen Idee ein nachhaltiges Business wurde.
Die italienische Steuerregelung zeigt, wie Länder aktiv um digitale Nomaden werben – 70% Steuerersparnis sind schon ein Argument. Martins pragmatischer Umgang mit dem Freelancing-Ausstieg ("mein letztes Kundenprojekt ist Ende Juni ausgelaufen") zeigt, dass man nicht immer den perfekten Moment abwarten muss. Seine Aussage "Das ist auch so ein Learning, dass ich nicht alles selber machen muss" nach 20 Jahren als Entwickler finde ich bemerkenswert ehrlich.
Und dass er für iOS 18 die App komplett unterwegs programmiert hat, während er zwei Monate mit Familie reiste, zeigt die Flexibilität des Solo-Founder-Lebens.
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Ich bootstrappe übrigens mein eigenes Unternehmen "We Manage", welches Start-Ups und Unternehmen bei Cloud, DevOps und dem nachhaltigen Betrieb von Web Applikationen hilft - buch dir gerne jetzt ein Termin.
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