
Jan Peininger, Gründer von Ignite Video, hat aus einem Kundenproblem seiner Digitalagentur ein vielversprechendes SaaS-Startup entwickelt. Die Video-Hosting-Plattform ermöglicht es Unternehmen, Videos DSGVO-konform und vor allem ohne Cookie-Banner auf ihren Websites einzubinden - ein Alleinstellungsmerkmal im europäischen Markt.
Von der Problemlösung zum Produkt
Alles begann mit einem Kundenprojekt für den Freizeitpark Phantasialand. Der Park produziert hochwertige Videos für seine Website, verlor aber durch Cookie-Banner bis zu 50% der potenziellen Viewer. "Wir haben festgestellt, dass dir deine Videoviews je nach Cookie-Ablehnungsrate einbrechen - 30, 40, 50 Prozent. So im Schnitt ist es gerne mal die Hälfte", erinnert sich Jan. Diese Erkenntnis führte zur Entwicklung einer eigenen Lösung, die ohne Consent-Banner auskommt.
"Mein Traum ist es, die erste Website zu sehen, die komplett ohne Content-Banner auskommt, weil sie ein contentfreies Analytics einsetzt, weil sie uns für Videos nutzt und weil sie ihre CRM-Sachen self-hosted hat."
Geschäftsmodell und Technologie
Ignite Video positioniert sich als europäische Alternative zu etablierten Anbietern wie Vimeo. Das Startup bietet verschiedene Preispakete an, beginnend bei 15€ monatlich für das Starter-Paket mit 10 Videos und 100GB Traffic. Die Enterprise-Pakete richten sich an größere Kunden wie Vodafone, die die Plattform über APIs in ihre eigenen Systeme integrieren.
Die technische Implementierung erfolgt DSGVO-konform ohne Nutzerprofile bei Drittanbietern. IP-Adressen werden nur kurzzeitig für das notwendige Logging gespeichert. Videos werden in verschiedenen Qualitätsstufen encodiert und adaptiv gestreamt, was Bandbreite spart und die Nutzererfahrung verbessert.
Marketing und Herausforderungen beim Bootstrapping
Eine der größten Herausforderungen für Jan ist der Vertrieb. Als technisch orientierter Gründer liegt seine Komfortzone eher in der Produktentwicklung. "Ich bin kein Sales-Mensch. Ich bin irgendwie auch ein Nerd. Ich bin Bastler. Ich liebe Produktarbeit", gibt er zu. Um dies zu überwinden, hat er sich vorgenommen, 75% seiner Zeit für Vertrieb und Marketing zu reservieren.
Das Marketing erfolgt über verschiedene Kanäle wie SEO, Präsenz auf Vergleichsplattformen und B2B-Content-Marketing. Besonders wichtig sind dabei Review-Plattformen wie G2, OMR Reviews und Capterra. Das Startup finanziert sich aktuell aus den bestehenden Umsätzen und dem Eigenkapital der Gründer, die auf Gehälter verzichten können.
"Die Welt hat einfach nicht auf einen gewartet. Ich glaube, das gibt es ein paar Mal wahrscheinlich in der Geschichte, dass die Welt auf ein Produkt gewartet hat und dann ist das direkt so durch die Decke gegangen."
Die wichtigsten Learnings von Jan:
- Ein gutes Produkt allein reicht nicht - man muss aktiv verkaufen und Marketing betreiben
- Die eigene Komfortzone verlassen und sich als Gründer zum "leidenschaftlichsten Fürsprecher" des Produkts entwickeln
- Regelmäßiger Austausch mit erfahrenen Unternehmern ist wichtig für die persönliche Entwicklung
- Balance finden zwischen Produktentwicklung und Vertriebsaktivitäten
- Sport und Auszeiten helfen dabei, neue Perspektiven zu gewinnen und kreative Lösungen zu finden
Das europäische Startup zeigt, wie aus einem spezifischen Kundenproblem ein skalierbares SaaS-Geschäftsmodell entstehen kann. Mit dem Fokus auf Datenschutz und Nutzerfreundlichkeit adressiert Ignite Video einen wachsenden Markt für DSGVO-konforme Lösungen.
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