Boring Tax: Wie Juan und Thomas mit KI die Steuerberatung revolutionieren

Boring Tax: Wie Juan und Thomas mit KI die Steuerberatung revolutionieren

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Juan und sein Co-Founder Thomas haben im Februar 2024 Boring Tax gelauncht und bereits 100 Mandanten gewonnen. Das Bootstrapped Startup aus Berlin automatisiert Buchhaltung und Steuern mit KI und bietet alles für 198 Euro im Monat – inklusive Jahresabschluss. Ein ehrlicher Einblick in den Aufbau eines Legal-Tech-Startups, das den Namen zum Programm macht: Steuern sollen langweilig sein, damit Gründer sich auf Wichtigeres konzentrieren können.

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Von der Idee zum MVP in sechs Monaten

Die Gründungsgeschichte von Boring Tax beginnt mit einer simplen Erkenntnis: "Die Menschen sollten sich nicht mit diesen Themen auseinandersetzen müssen", erklärt Juan. Nach acht Jahren im Legal-Tech-Bereich sah er in Generative AI die perfekte Antwort auf die Herausforderungen der Branche. Gemeinsam mit Thomas, mit dem er bereits über zehn Jahre zusammenarbeitet, programmierte er von September 2023 bis Februar 2024 den ersten MVP.

Das Besondere an ihrem Ansatz: Beide Gründer sind Full-Stack-Entwickler und kennen sich mit dem Thema aus. "Verständnis für das Problem und die Möglichkeiten der Technologie werden in einem Schritt gefasst und dann direkt implementiert", beschreibt Juan den entscheidenden Vorteil gegenüber größeren Playern wie Lexware oder Sevdesk.

Das Geschäftsmodell: Service as a Software

Boring Tax positioniert sich bewusst nicht als reine Software, sondern als vollumfänglicher Service. Für 198 Euro monatlich (bei bis zu 250.000 Euro Jahresumsatz) bekommen Kunden:

  • Laufende Buchhaltung mit automatischer Belegzuordnung
  • Umsatzsteuervoranmeldungen
  • Jahresabschluss
  • Direkte Kommunikation mit echten Steuerberatern über die Plattform

"Wir sind nicht Software as a Service, wir sind Service as a Software", betont Juan. Die Technologie arbeitet im Hintergrund: Belege werden automatisch an Transaktionen verknüpft, ein Algorithmus verbucht automatisch, und ein Buchhalter der Partnerkanzlei kontrolliert alles.

Die Technologie dahinter

Der Tech-Stack ist bewusst schlank gehalten: Java, React, Python – "nichts Wildes", wie Juan sagt. Die eigentliche Innovation liegt in der Datenarchitektur, die von Anfang an für KI-Anwendungen konzipiert wurde. Alle Daten werden in Deutschland verarbeitet, mittelfristig planen sie eigene LLMs auf Basis von Open-Source-Modellen.

Ein cleveres Detail: Kunden können Belege per E-Mail und sogar WhatsApp einreichen. "Das ist doch offensichtlich", meint Juan zu Features, die bei der Konkurrenz fehlen.

Marketing und Wachstum

Mit nur zwei Vollzeit-Entwicklern managen Juan und Thomas aktuell 100 Mandanten. Die Kundenakquise läuft über verschiedene Kanäle:

  • Google Ads (der Startpunkt)
  • LinkedIn Outreach
  • Reddit Ads (ja, das geht!)
  • Meetups für Expats in Berlin

"Es ist so viel einfacher, sich mit Gründern direkt auszutauschen, weil sie verstehen, dass... das Gespräch wird sehr schnell per du und offen", beschreibt Juan die Vorteile des direkten Austauschs.

Bootstrapping Challenges

Beide Gründer leben noch von ihren Ersparnissen und zahlen sich keine Gehälter aus. Die größte Herausforderung war nicht das Produkt selbst, sondern interne Abstimmungen: "Es gab ein paar Momente, wo ich mir dachte, es könnte wirklich jetzt daran scheitern, dass man sich irgendwie nicht einigt."

Der Steuerberater-Mangel ist dabei Fluch und Segen zugleich: Einerseits ist es schwer, Partner zu finden ("Die sind nicht so einfach zu finden"), andererseits validiert es das Geschäftsmodell. Boring Tax sucht aktuell einen angestellten Steuerberater für ihre eigene Kanzlei.

  • Timing ist alles: "Es gibt nicht genügend Steuerberater. Gen.AI ist gerade rausgekommen und die existierenden Player können das nicht so adoptieren"
  • MVP-Mentalität: Sechs Monate für einen funktionsfähigen Prototyp im sensiblen Steuerbereich
  • Direkter Draht: Persönliche Onboarding-Gespräche statt Self-Service – "Es ist für uns auch wichtig, die Leute kurz kennenzulernen"
  • Schlank bleiben: "Unsere Obsession ist es lean und effizient und klein zu bleiben"
  • Fokus: Klarer Pivot von "Legal und Tax" zu reinem Steuer- und Buchhaltungsfokus

Was ich als Interviewer gelernt habe

Juans radikale Transparenz hat mich beeindruckt – von den internen Konflikten bis zu den konkreten Kundenzahlen. Besonders fasziniert hat mich der bewusste Verzicht auf Investoren trotz vieler Anfragen: "Fundraising kostet wahnsinnig viel Opportunitätskosten." Die Kombination aus technischem Know-how und Domänenwissen bei beiden Gründern zeigt, wie wichtig es ist, das Problem wirklich zu verstehen, bevor man es löst.


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Andreas Lehr