13 Jahre Clockodo: Wie Moritz Hofmann mit 35 Leuten über 500.000 Euro MRR erreichte (#148)
Moritz Hofmann ist Gründer von Clockodo – einer Projekt- und Arbeitszeiterfassung für Dienstleister und Agenturen. Was vor 13 Jahren als Lösung für ein eigenes Problem begann, ist heute ein Unternehmen mit 35 Mitarbeitern an zwei Standorten, über 10.000 zahlenden Kunden und mehr als 500.000 Euro monatlich wiederkehrendem Umsatz.
Komplett bootstrapped, ohne einen Euro Fremdkapital. Wie das gelang? Eine Geschichte über langen Atem, Kundenfokus und die Erkenntnis, dass fünf bis sechs Jahre bis zum positiven Cashflow völlig normal sein können.
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Vom Partyportal zur Zeiterfassung: Die Gründungsgeschichte
Moritz und sein Mitgründer Thomas kennen sich seit der Schulzeit. Schon in der neunten Klasse interessierten sie sich für Informatik und Programmierung. "Das fing schon in der neunten, zehnten Klasse an", erinnert sich Moritz. Zur Abi-Zeit starteten sie mit kleinen Aufträgen: Websites für Bekannte, PCs einrichten – klassisches Taschengeld-Business.

Dann kam der Zufall: Sie gründeten ein Partyportal mit Fotos, Foren und Community. "Überraschenderweise wurde das relativ groß", erzählt Moritz. Das Portal finanzierte ihr Informatikstudium – mit Bannerwerbung und eigenen Partys. Doch Ende der 2000er Jahre kam Facebook, und lokale Partyportale verloren an Relevanz.
Die beiden konzentrierten sich auf Webentwicklung und bauten eine kleine IT-Agentur auf. Genau hier entstand das Problem, das zu Clockodo führte:
"Wenn man hinterher dem Kunden eine Rechnung über 8.000, 9.000 Euro schickt, ohne das weiter auflisten zu können, was man eigentlich gemacht hat, dann hauen die einem das erst mal um die Ohren."
Sie wussten oft selbst nicht, wie viel Zeit sie für welchen Kunden aufgewendet hatten.
Die Lösung? Selbst bauen. "Wir beide konnten programmieren und haben uns ein bisschen leichtsinnig gedacht, das können wir besser", gibt Moritz zu. Die erste Version dauerte etwa ein Jahr – länger als geplant, aber der Grundstein für Clockodo war gelegt.
Das Produkt und Geschäftsmodell: Von Freelancern bis Bechtle
Clockodo erfasst Arbeits- und Projektzeiten, vor allem für Dienstleister. Der Unterschied zu anderen Tools: Man weiß nicht nur, wann man gestartet und Pause gemacht hat, sondern auch genau, welche Tätigkeiten man erledigt hat – und kann das direkt in Rechnung stellen.
Das Geschäftsmodell ist klassisches SaaS mit breiter Zielgruppe: Vom Freelancer, der Clockodo kostenlos nutzt, über kleine Firmen mit fünf bis zehn Mitarbeitern, bis hin zu Großkunden wie Bechtle mit mehreren hundert Nutzern. Über 10.000 zahlende Kunden generieren mehr als 500.000 Euro MRR.

"Unser Leitmotiv war eigentlich immer, dass wir nur so viel ausgeben, wie wir auch reinbekommen", erklärt Moritz die Bootstrapping-Philosophie. Keine Übernahme, kein Risiko – nur organisches Wachstum aus eigener Kraft. Heute arbeiten 35 Mitarbeiter an zwei Standorten: Unna und Fürth.
Marketing: SEO, Google Ads und die Macht der Weiterempfehlung
Das Marketing von Clockodo basiert auf drei Säulen: SEO, Google Ads und Weiterempfehlung. "Da haben wir schon von Anfang an darauf geachtet", sagt Moritz über die Suchmaschinenoptimierung. Schon die erste Website war SEO-optimiert – ein Vorteil, der sich über 13 Jahre aufgebaut hat.
Google Ads kam später dazu und ist heute ein wichtiger Kanal. Doch der stärkste Treiber? Weiterempfehlung. "Das Produkt ist das, was am meisten treibt und auch neue Kunden bringt", gibt Moritz zu. Wer Clockodo nutzt und zufrieden ist, empfiehlt es weiter. Einfach, aber effektiv.
Social Media funktioniert weniger gut. "Wir testen immer neue Kanäle aus, auch Social Media, aber so richtig einen Durchbruch haben wir noch nicht erreicht", räumt Moritz ein. Bei einem B2B-Tool für Zeiterfassung erwarten Kunden vielleicht auch keine Social-Media-Posts. Der Fokus bleibt auf dem, was funktioniert: ein gutes Produkt, das sich herumspricht.
Bootstrapping-Herausforderungen: Fünf Jahre bis zum grünen Zweig
Die größte Herausforderung? Zeit.
"Wir haben einige Jahre gebraucht, fünf, sechs Jahre, um da irgendwie auf den grünen Zweig zu kommen oder zumindest wirklich einen positiven Cashflow zu haben"
Fünf bis sechs Jahre ohne nennenswerte Einnahmen – finanziert durch das parallele Agenturgeschäft.
"Immer wenn wir gerade bisschen Luft hatten bei Agenturaufträgen, haben wir an Clockodo weitergearbeitet", beschreibt Moritz die Anfangszeit. Manchmal einen Monat gar keine Weiterentwicklung, dann wieder mehr. Ein klassischer Nebenher-Start, der Geduld erfordert.

Die zweite Herausforderung: Der Wechsel vom Gründer-Team zum richtigen Unternehmen. Mit 35 Mitarbeitern an zwei Standorten ist Clockodo längst kein Zwei-Mann-Projekt mehr. "Mittlerweile mache ich tatsächlich eigentlich komplett weg vom Rechner", sagt Moritz über seine heutige Rolle. Weniger Programmieren, mehr Führen.
Die dritte Herausforderung: Konkurrenz. Toggle gab es schon, als Clockodo startete. Heute ist der Markt voller Zeiterfassungs-Tools. Clockodo differenziert sich durch Detailtiefe und den Fokus auf Dienstleister – und durch 13 Jahre kontinuierliche Weiterentwicklung.
Was ich im Interview gelernt habe:
Langer Atem ist kein Klischee: Fünf bis sechs Jahre bis zum positiven Cashflow sind real. Wer durchhält, gewinnt.
Weiterempfehlung schlägt Social Media: Bei B2B-SaaS ist ein gutes Produkt der beste Marketing-Kanal. Social Media funktioniert nicht für jedes Business.
Nebenher starten funktioniert: Clockodo wurde parallel zum Agenturgeschäft aufgebaut. Das ist langsamer, aber sicherer.
Learnings für Bootstrapper:
Löse dein eigenes Problem: Clockodo entstand, weil Moritz und Thomas selbst keine gute Zeiterfassung fanden. Eigene Probleme sind oft die besten Geschäftsideen.
Starte nebenher: Kein Risiko, kein Druck. Das Agenturgeschäft finanzierte die Entwicklung von Clockodo über Jahre.
SEO von Anfang an: 13 Jahre SEO-Aufbau sind ein massiver Wettbewerbsvorteil. Früh anfangen zahlt sich aus.
Gib nicht zu schnell auf: "Das Wichtigste ist, einfach dran zu bleiben und nicht zu schnell aufzugeben."
Fokus auf das, was funktioniert: Weiterempfehlung und Google Ads bringen Kunden. Social Media nicht immer. Also: mehr vom Ersten, weniger vom Zweiten.
Wachse organisch: "Nur so viel ausgeben, wie wir auch reinbekommen." Kein VC, kein Risiko, keine Abhängigkeit.
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Ich bootstrappe übrigens mein eigenes Unternehmen "We Manage", welches Start-Ups und Unternehmen bei Cloud, DevOps und dem nachhaltigen Betrieb von Web Applikationen hilft - buch dir gerne jetzt ein Termin.
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