Von Traubenabfällen zum nachhaltigen Sneaker: Wie Viola Weller mit VLACE ein profitables Fashion-Startup aufbaut

Von Traubenabfällen zum nachhaltigen Sneaker: Wie Viola Weller mit VLACE ein profitables Fashion-Startup aufbaut

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Innovative Materialien aus Obstabfällen, eine europäische Produktionskette und ein profitables Geschäftsmodell ohne externe Investoren – das ist die Erfolgsformel von VLACE.

In der heutigen Folge 120 von "Happy Bootstrapping" erzählt Gründerin Viola Weller, wie sie ihr nachhaltiges Sneaker-Startup aufgebaut hat, das vegane Schuhe aus Trauben-, Orangen-, Apfel- und sogar Kaffeeabfällen produziert und dabei 69 Prozent weniger CO2 verursacht als herkömmliche Lederproduktion.

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Von der Idee zum ersten Prototyp

Die Geschäftsidee entstand während eines Praktikums in London, als Viola zwischen Bachelor und Master einen Hersteller von Ananasleder kennenlernte. Fasziniert von diesem Material, ließ sie die Idee auch während ihres Masters nicht los. "Mein Master ist dann in Corona gefallen, das heißt, ich war großteils daheim und hatte viel Zeit zum Recherchieren", erklärt sie. Diese Zeit nutzte sie, um mehr über nachhaltige Materialien zu erfahren.

Die Suche nach passenden Herstellern gestaltete sich herausfordernd. Viola musste persönlich nach Portugal reisen und buchstäblich an Türen klopfen. Nach zahlreichen Absagen kam der Durchbruch, als ein großer Hersteller sie an ein Familienunternehmen mit nur 25 Mitarbeitern verwies – ein Glücksfall, der bis heute eine tragende Säule des Unternehmens ist.

Das Produkt und sein einzigartiger Materialkreislauf

VLACE-Sneaker bestehen zu etwa 80 Prozent aus "Traubenleder", ergänzt durch Details aus anderen pflanzlichen Materialien. Abfälle aus toskanischen Weingütern werden fein gemahlen und mit recycelten Materialien vermischt. Diese Masse wird bei 150 Grad "gebacken", bis ein lederähnliches Material entsteht.

"Kannst du dir vorstellen, Kalbsleder kostet auf den Meter um die 3, 4 Euro und mein Traumleder kostet um die 50 Euro. Also es ist ein enormer Unterschied, weswegen wir auch den Preis aufrufen müssen, den wir aufrufen, dass wir überhaupt profitabel wachsen können."

Die Materialien kommen aus Italien, während die Fertigung in Portugal stattfindet. Diese europäische Produktionskette reduziert die Transportwege auf etwa 4.000-4.500 Kilometer pro Sneaker und ermöglicht schnellere Reaktionszeiten bei Problemen oder neuen Designs.

Geschäftsmodell und Bootstrapping-Strategie

Violas Finanzierungsstrategie ist ein Musterbeispiel für kluges Bootstrapping. Die erste Kollektion wurde komplett über Vorverkäufe finanziert.

"Ich hatte eine Kickstarter Kampagne aufgesetzt oder auch einen Vorverkauf bei mir im Online Shop und erst als ich dann 500 paar Sneaker verkauft hatte über den Vorverkauf, bin ich auch in Produktion gegangen."

Aktuell bietet VLACE zwei Schuhmodelle in 13 verschiedenen Farbvariationen an und beschäftigt ein fünfköpfiges Team. Interessanterweise entwickelte sich das Geschäft zunächst stärker im B2B-Bereich. Mittlerweile hat sich das Verhältnis auf 50:50 zwischen B2B- und D2C-Verkäufen eingependelt, wobei der Direktvertrieb seit dem Auftritt bei "Die Höhle der Löwen" im September 2023 deutlich wächst.

Marketing und Kooperationen als Wachstumstreiber

Statt auf bezahlte Werbung setzte Viola auf PR, regionale Zeitungen und eine starke Präsenz auf LinkedIn. "Die regionalen Blätter darf man auch wirklich nicht unterschätzen. Die haben auch wirklich eine Tragkraft", betont sie und verweist auf den "Trustfaktor", den besonders lokale Medien vermitteln.

Ein Schlüssel zum Erfolg waren strategische Kooperationen mit etablierten Marken wie Innocent, Trigema, Breuninger und Tchibo. Diese Zusammenarbeit verschaffte dem jungen Unternehmen nicht nur Glaubwürdigkeit, sondern auch wertvolle Reichweite ohne großes Marketingbudget.

"Ich habe gesagt, ich muss ein Unternehmen gehen, die von den Werten passen zu Villets, dass ich da so eine Marketing-Strahlkraft auf Villets bekomme. Und so bin ich dann aktiv in die Akquise gegangen."

Learnings und Herausforderungen

Die größten Herausforderungen lagen für Viola in der Herstellersuche, der Vorfinanzierung und dem Aufbau von Markenbekanntheit ohne großes Budget. Doch gerade diese Hürden führten zu kreativen Lösungen wie Vorverkäufen und B2B-Partnerschaften.

Violas wichtigste Learnings:

  • Netzwerk aufbauen: "Ich würde auch jedem raten, der gründen will, sich jemand suchen, der schon viel weiter ist und sich da regelmäßig mit so jemanden hinsetzen."
  • Klein anfangen: Am Beispiel der Schnürsenkel, die sie vor VLACE verkaufte, zeigt sich, wie wichtig es ist, mit einem risikoärmeren Produkt Erfahrungen zu sammeln.
  • Resilienz entwickeln: "Ich werde von Monat zu Monat entspannter, weil man merkt, es geht immer was schief. Aber davon geht dann die Welt auch nicht unter."
  • Vor Ort sein: Der persönliche Kontakt zu Herstellern und Partnern hat sich als unersetzlich erwiesen.

Heute steht VLACE vor der Herausforderung des Wachstums - weitere Hersteller werden integriert und neue Produkte wie Taschen entwickelt. Trotz des Auftritts bei "Die Höhle der Löwen" bleibt Viola ihrer Philosophie treu: "VLACE läuft profitabel und kann von sich aus wachsen."


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Ich bootstrappe übrigens mein eigenes Unternehmen "We Manage", welches Start-Ups und Unternehmen bei Cloud, DevOps und dem nachhaltigen Betrieb von Web Applikationen hilft - buch dir gerne jetzt ein Termin.

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Andreas Lehr