Nach zwei Jahren ist Sebastian von HabitKit zurück bei Happy Bootstrapping – und was für eine Entwicklung bei ihm passiert ist, wow!
Als wir 2022 das erste Mal sprachen, hatte er 5.000 Dollar MRR (Monthly Recuring Revenue) und arbeitete wieder in Teilzeit. Heute ist er Vollzeit Indie Hacker und macht mit seiner Habit-Tracking-App in Spitzenzeiten über 30.000 Dollar Monatsumsatz.
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Die Gründungsgeschichte: Zweiter Anlauf zum Erfolg
Sebastians Weg war kein geradliniger. Nach seinem ersten Versuch in die Selbstständigkeit kehrte er kurzzeitig in Teilzeit in seinen alten Job zurück. Doch die App-Umsätze wuchsen kontinuierlich weiter. Im November 2023 fasste er den Entschluss, erneut zu kündigen – dieses Mal endgültig. "Es war schon unausgesprochene Realität, dass ich jetzt mit Sicherheit, wenn ich nochmal zurückgehe in das Angestelltenverhältnis, dass es dann nicht mehr bei der Firma sein wird", reflektiert Sebastian die Situation.
Den ersten großen Winteraufschwung im Dezember und Januar nach dem Release im November 2022 hatte er noch nicht richtig miterlebt. Doch in seinem ersten vollständigen Winter als Vollzeit-Entwickler explodierte das Geschäft: Bis zu 30.000 Dollar Monatsumsatz im Dezember und Januar, die sich im Sommer zwar auf etwa 15.000 Dollar halbierten, aber immer noch ein solides Fundament bildeten.

Das Produkt: GitHub-Graph trifft Habit-Tracking
Das Kernfeature von HabitKit unterscheidet sich von Konkurrenz-Apps wie Streaks durch seine visuelle Darstellung. Statt nur eine Zahl für die Streak-Tage anzuzeigen, bietet Sebastian eine Kalenderansicht im Kachel-Format – ähnlich dem GitHub Contribution Graph, aber mit Icons und Farben. "Ich wollte ein etwas größeres Bild meiner Konsistenz", erklärt er seine Motivation.
Technisch setzt Sebastian auf Flutter als Cross-Platform-Framework, um sowohl iOS als auch Android mit einer Codebase zu bedienen. Allerdings musste er für native Features wie interaktive Homescreen-Widgets zusätzliche Arbeit investieren. Aktuell hat die App über eine halbe Million Downloads bei Google Play.
Geschäftsmodell: Subscriptions und Lifetime-Deals
HabitKit bietet zwei Monetarisierungsmodelle: Abonnements für 2 Dollar pro Monat auf iOS (1 Dollar auf Android) und einen Lifetime-Deal für 32 Dollar. Interessanterweise funktioniert das höhere iOS-Pricing gut, während ein Preistest auf Android scheiterte. Die App hat mittlerweile einen monatlichen ARR erreicht, der zwischen 15.000 Dollar im Sommer und bis zu 30.000 Dollar in den Wintermonaten schwankt.

Ein besonderer Meilenstein war im Dezember 2024 die Erwähnung in einem YouTube-Video des Kanals "The Studio". "Ich saß irgendwie Mitte Dezember irgendwie auf der Couch und habe mich dann gewundert, warum bimmelt mein Handy die ganze Zeit?"
Das 30-sekündige Segment in einem Video mit über einer Million Views katapultierte die App auf ein neues Level und verbesserte nachhaltig die Platzierung im US App Store.
Marketing: App Store Optimization als Königsdisziplin
Sebastians Marketingstrategie ist überraschend simpel und fokussiert: App Store Optimization (ASO).
"Mein Wachstum, mein Umsatz basiert aktuell halt komplett eigentlich auf der Platzierung im App Store und Google Play".
Bezahlte Ads testet er nur sporadisch mit kleinen Beträgen, ohne große Erfolge zu sehen.
Ergänzend nutzt er Build in Public auf Twitter/X (18.000 Follower), LinkedIn (5.000 Follower) und seinen Newsletter "Building an Indie App Business" mit mittlerweile 1.000 Abonnenten auf Substack. Diese Kanäle dienen vor allem dem Austausch mit der Community und als Motivationstool. Podcast-Auftritte, etwa bei Starter Story, kamen meist durch Anfragen von außen zustande.
Auch eine Times Square Billboard-Platzierung durch ein RevenueCat-Gewinnspiel brachte überraschenderweise keine messbaren Downloads – dafür eine coole Story.
Herausforderungen: Lifetime-Deals und Saisonalität
Die größte technische Herausforderung liegt paradoxerweise in einem Feature-Wunsch vieler Nutzer: Cross-Device-Sync. Da HabitKit aktuell komplett lokal arbeitet, müsste Sebastian eine Backend-Infrastruktur aufbauen. Das Problem: Die Lifetime-Deal-Käufer würden bei einer kostenpflichtigen Cloud-Sync-Funktion möglicherweise negativ reagieren, während laufende Kosten für Server entstünden.
Die Saisonalität des Geschäfts ist mittlerweile kalkulierbar: Jeden Winter verdoppeln sich die Umsätze, da im Januar besonders viele Menschen Vorsätze fassen. "Solange sich das Base Level von Jahr zu Jahr immer erhöht, mache ich mir da auch mittlerweile gar keine Gedanken mehr", zeigt sich Sebastian entspannt.
Eine weitere Herausforderung sind App-Klone. Seit er seine Zahlen nicht mehr öffentlich teilt, hat die Anzahl der Nachahmer aber nicht spürbar abgenommen. "Man muss ja ja schon irgendwie den langen Atem haben im App Store", kommentiert er gelassen.
Was ich im Interview gelernt habe
Sebastians Offenheit hat mir mehrere wichtige Einblicke gegeben: Der Wert eines klaren visuellen USPs (die GitHub-ähnliche Kalenderansicht) kann nicht unterschätzt werden. Außerdem zeigt sein Beispiel, dass organisches Wachstum durch ASO nachhaltiger sein kann als bezahlte Kampagnen – auch wenn es langsamer ist.
Seine Balance zwischen HabitKit und dem neuen Pomodoro-Side-Project zeigt, wie wichtig neue kreative Herausforderungen für die Motivation sind.
Sebastians Learnings
- Never change a winning system: An der App-Store-Optimization-Strategie wird nicht mehr experimentiert, solange die Rankings gut sind
- Saisonalität als Chance: Die Wintermonate nutzen, aber das Sommer-Base-Level als Sicherheit betrachten
- Build in Public als Motivation: Der Newsletter und Social Media helfen, am Ball zu bleiben – "Wenn ich heute nichts mache, dann habe ich auch nichts zu posten"
- Das richtige Timing für Side Projects: Nach zwei Jahren intensiver Arbeit an HabitKit war es Zeit für technische Abwechslung mit nativer iOS-Entwicklung
- Produktentscheidungen selbst treffen: Nur Features implementieren, auf die man selbst Bock hat, auch wenn viele User etwas anderes fordern
- Der Wert von Authentizität: Organische Erwähnungen (wie das Studio-Video) bringen mehr als bezahlte Placements
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Ich bootstrappe übrigens mein eigenes Unternehmen "We Manage", welches Start-Ups und Unternehmen bei Cloud, DevOps und dem nachhaltigen Betrieb von Web Applikationen hilft - buch dir gerne jetzt ein Termin.
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