Von 0 auf 350.000€: Julia Grossjohann's edelundschnell.com revolutioniert Hundezubehör im Nebenerwerb

Von 0 auf 350.000€: Julia Grossjohann's edelundschnell.com revolutioniert Hundezubehör im Nebenerwerb

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Julia Grossjohann gründete vor sechs Jahren edelundschnell.com aus purer Notwendigkeit: Ihr Windhund-Welpe fror im Winter und sie fand keine passende Jacke. Was als Nischenprodukt begann, entwickelte sich zu einem beeindruckenden E-Commerce-Business mit 350.000€ Jahresumsatz – und das alles neben ihrem Vollzeitjob als Managerin in einem US-Softwareunternehmen.

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Die Vorgeschichte zu dieser Folge findest du übrigens in Folge 22.

Die Gründungsgeschichte: Ein frierender Welpe wird zum Geschäftsmodell

Die Initialzündung für edelundschnell.com war so einfach wie überzeugend: "Ich hatte zu der Zeit einen Welpen geholt, einen Whippet Welpen. Whippets sind Windhunde, mittelgroße Windhunde und es war Winter, als ich den bekommen habe und dem war halt kalt," erklärt Julia.

Die Suche nach einer passenden Hundejacke entpuppte sich als frustrierend: Produkte auf Amazon waren minderwertig, Importe aus Tschechien mit kompliziertem Rückversand oder lange Wartezeiten bei handgefertigten Stücken.

Julia hatte bereits in der Berliner Startup-Szene gearbeitet und den Wunsch, sich selbstständig zu machen. "Ich habe diese ganzen, wie ich immer sage, 20-jährigen BWL-Kinder gesehen, die dann irgendwie vom Papa Geld bekommen haben und massenweise Geld verbrannt haben und meine Manager waren. Da ist in mir so ein Drang gewachsen zu sagen, das kann ich glaube ich auch, und ich glaube ich kann es besser."

Was mit einer Näherin im Keller begann, wuchs schnell. Heute bietet edelundschnell.com Kleidung und Accessoires für verschiedenste Hunderassen an – von Geschirren über Mäntel bis hin zu Hundebetten in verschiedenen Größen.

Vom Nischenprodukt zum skalierbaren Geschäftsmodell

Was die Zahlen betrifft, verzeichnete das Unternehmen beeindruckendes Wachstum:

  • 2023: 300.000€ Umsatz
  • 2024: Prognose 350.000€ Umsatz
  • Rekordmonat November: 50.000€

Besonders bemerkenswert: Julia investiert heute nur noch etwa 30 Minuten täglich in ihr Business.

"Mein Fokus ist im Moment wirklich, ich mache vielleicht am Tag eine halbe Stunde. Also es ist wirklich eher so dieses, wenn meine Mitarbeiterin sagt, ich habe hier was, was ich lösen kann, da komme ich rein. Und das andere ist Marketing."

Ein wichtiger Schritt zur Profitabilitätssteigerung war die Entscheidung, die Produktion von Deutschland nach China zu verlagern: "Ich nehme 100 Euro für einen Hundemantel und wenn ich jetzt in der Produktion und fürs Herstellen nicht mehr 45 Euro bezahle, sondern nur noch 10, dann dürfte die Firma relativ schnell kippen." Diese Umstellung verspricht, die Margen signifikant zu verbessern.

Marketing und Technologie: KI als Game-Changer

Julias Marketingstrategie hat sich deutlich weiterentwickelt. Sie nutzt intensiv KI-Tools:

"Ich nutze super viel ChatGPT zum Schreiben der Ads, damit wir Texte haben, und ich nutze natürlich auch viel Canva für die Creatives. Das ist mittlerweile natürlich durch die ganze AI-Entwicklung super einfach." Bei Marketing-Kampagnen fragt sie ChatGPT nach Strategien und testet diese systematisch durch.

Neben Facebook-Werbung hat sie kürzlich TikTok-Marketing implementiert und sieht dort großes Potenzial. Besonders erfolgreich sind auch:

  • User-generierte Inhalte durch Kooperationen mit Hunde-Influencern
  • Foto-Aufrufe und Gewinnspiele, die gleichzeitig authentisches Bildmaterial generieren
  • Gezielte Rabattaktionen für Lagerbestände

Technologisch setzt edelundschnell.com auf Shopify als Hauptshop, nutzt Etsy als zusätzlichen Verkaufskanal und arbeitet mit JTL als Warenwirtschaftssystem. Die Logistik ist an einen Fulfillment-Dienstleister in Brandenburg ausgelagert.

Herausforderungen beim Bootstrapping

Julias größte Herausforderung war eine katastrophale Systemumstellung: Bei der Anbindung des JTL-Warenwirtschaftssystems an Shopify gingen Produktdaten verloren, Bilder wurden falsch zugeordnet und Varianten vertauscht.

"Ich habe am nächsten Tag den Shop aufgemacht und ich hätte wirklich fast geheult. Es war alles weg."

Der Umsatz brach dramatisch ein – von 28.000€ auf nur 9.000€ im selben Monat des Folgejahres. Besonders der Etsy-Shop litt darunter: "Etsy verzeiht überhaupt nicht. Das hat ein halbes Jahr gedauert, bis wir da wieder halbwegs waren."

Eine weitere Herausforderung ist die Vorfinanzierung der Waren aus China. Mit drei Monaten Vorlaufzeit für Produktion und Versand muss Julia einen Weg finden, die Bestellungen zu finanzieren, obwohl die GmbH erst zwei Jahre alt ist und damit bei konventionellen Kreditgebern wenig Chancen hat.

Learnings und Tipps für andere Bootstrapper

Julias wichtigste Learnings aus sechs Jahren Bootstrapping:

  • Sicherheit geht vor Expansion: "Es ist toll, dass wir viel Umsatz machen, aber es ist schwierig, teilweise die Rechnungen zu bezahlen. Mein Fokus ist dieses Jahr wirklich einfach 100 Prozent Profitabilität und Produkte, die gut sind."
  • Systemänderungen gründlich planen: Immer Backups erstellen und Worst-Case-Szenarien durchdenken, bevor man kritische Infrastruktur ändert.
  • Auf Automatisierung setzen: Mit guten Systemen und zuverlässigen Partnern kann man auch im Nebenerwerb ein sechsstelliges Business führen.
  • Marketing nicht vernachlässigen: "Ich hab Marketing immer mitlaufen lassen, aber es war halt immer so ein bisschen Stiefkind." Die konsequente Fokussierung darauf brachte jedoch den größten Wachstumsschub.

Trotz aller Herausforderungen bleibt Julia gelassen und plant langfristig: "Der Plan ist für mich eher zu sagen, ich hoffe, ich kriege das Ding jetzt in zwei, drei Jahren so groß, dass ich es verkaufen kann."


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Andreas Lehr