
Johannes Nagl, CEO Product und einer von zwei Geschäftsführern von swat.io, teilt in der aktuellen Folge 118 seine Erfahrungen aus 14 Jahren Aufbau eines Social Media Management Tools. Vom kleinen Entwicklerteam zum Unternehmen mit 50 Mitarbeitern und 7,3 Millionen Euro Jahresumsatz – eine Erfolgsgeschichte, die bewusst auf langsames, nachhaltiges Wachstum statt auf schnelle Expansion setzt.
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Ein Social Media Cockpit als Geschäftsmodell
Swat.io bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Social-Media-Präsenzen zentral zu verwalten. "Du hast eine schöne Kalenderansicht, wo du sagst, an welchem Tag soll welcher Inhalt veröffentlicht werden, auf welchem Kanal. Du bist einfach ein Social Media Cockpit für alle deine Aktivitäten", erklärt Johannes. Besonders wichtig sind Freigabeprozesse und das Aktivitätsprotokoll, das transparent zeigt, wer welche Aktionen durchgeführt hat.

Das Pricing-Modell startet bei 40 Euro pro Monat für drei Kanäle. Mittlerweile betreut swat.io 1400 Kunden, darunter ARD und ZDF, die das Tool bereits seit über zehn Jahren nutzen. In den letzten Jahren hat das Unternehmen verstärkt auf Self-Service als Vertriebsstrategie gesetzt, was die Kundenzahlen deutlich nach oben getrieben hat.
Bemerkenswert ist die kontinuierliche Steigerung des Umsatzes bei nahezu gleichbleibendem Personalstand. Während die Mitarbeiterzahl in den letzten zwei Jahren nur leicht von 45 auf 50 gestiegen ist, wuchs der Jahresumsatz auf 7,3 Millionen Euro und soll bis Ende des Jahres auf 8 Millionen ansteigen.

Marketing und Technologie: Basics statt Hypes
Im Marketing setzt swat.io auf eine Kombination aus Performance Marketing und ungewöhnlich erfolgreichen Webinaren. "Wir haben Webinare, wo sich bis zu 2000 Leute anmelden", berichtet Johannes. Statt die eigenen Produkte zu bewerben, bieten sie echten Mehrwert mit hochkarätigen Speakern zu Themen wie LinkedIn-Marketing oder CapCut-Features.
Ein weiterer wichtiger Marketingkanal ist Content Marketing über den Blog sowie ein Corporate-Influencer-Programm auf LinkedIn. Die besondere Herausforderung: Für die Twitter-API müssen nach wie vor 42.000 Dollar im Jahr bezahlt werden, obwohl die Nutzung um bis zu 58 Prozent zurückgegangen ist.
Technologisch setzt swat.io auf einen bewährten Stack aus PHP, Postgres und Open Search. "Es ist deswegen erfolgreich, weil wir Leute an Bord haben, die seit 20, 25 Jahren in diesem Tech Stack aktiv sind", erklärt Johannes. Die größte technische Herausforderung lag in der zuverlässigen Skalierung der Queue-Systeme, um das 24/7-Posting von hunderten Posts täglich zu gewährleisten.
"Wir sind quasi so die Antithese und wollen möglichst überschaubar klein bleiben. Deswegen suchen wir uns eher die richtigen Leute aus, anstatt einfach quantitativ zu wachsen."
Herausforderungen und Learnings beim Bootstrapping
Die größte Herausforderung für swat.io war es, in einem hart umkämpften Markt zu bestehen. Während viele Konkurrenten aufgekauft wurden oder verschwanden, setzte das Team auf Kundennähe und personalisierte Kommunikation. "Was uns komplett abhebt von sehr vielen anderen Firmen da draußen: Wir packen alle unsere Gesichter auf die Webseite, alle 50, weil du immer wieder Touchpoints mit den gleichen Leuten haben wirst", erklärt Johannes.
Eine weitere Herausforderung war die erfolgreiche Übergabe vom ursprünglichen Gründer Michael an Johannes, die über eineinhalb Jahre vorbereitet wurde. Heute behält Michael als Mehrheitseigentümer (92%) zwar ein Auge auf das Unternehmen, mischt sich aber nicht ins operative Geschäft ein.
Die wichtigsten Learnings von Johannes nach 14 Jahren Bootstrapping:
- Der richtige Mix an Gründern und Team-Mitgliedern ist entscheidend – technische und wirtschaftliche Expertise müssen sich ergänzen
- Nur die besten und erfahrensten Leute einstellen: "Ich stelle nur Personen ein, die deutlich smarter sind als ich"
- Vertrauen und Selbstständigkeit fördern – keine Mikromanagement-Kultur etablieren
- Nachhaltig und fair wachsen statt auf kurzfristige Deals setzen
- Immer nah am Kunden bleiben und echte menschliche Beziehungen aufbauen
- Qualitätsansprüche niemals reduzieren – sie zahlen sich langfristig aus
Mit diesem Ansatz beweist swat.io, dass nachhaltiges Bootstrapping auch im umkämpften SaaS-Markt funktionieren kann – ohne Venture Capital und mit einer klaren "No Bullshit"-Philosophie.
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Ich bootstrappe übrigens mein eigenes Unternehmen "We Manage", welches Start-Ups und Unternehmen bei Cloud, DevOps und dem nachhaltigen Betrieb von Web Applikationen hilft - buch dir gerne jetzt ein Termin.
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