Fabian Spielberger, Gründer von MyDealz und heute Geschäftsführer von Pepper.com, teilt seine Geschichte vom Studenten-Projekt zur globalen Shopping-Community. Mit über 300 Mitarbeitern in 12 Ländern und bis zu 30 Millionen monatlichen Nutzern zeigt er, wie man auch ohne externes Kapital ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen kann.
Von der Studentenbude zum ersten Erfolg
Während seiner Diplomarbeit in Physik startete Fabian 2007 einen Blog, um Freunden seine Schnäppchen-Tipps zu teilen. Aus dem Hobby wurde schnell mehr - schon am ersten Tag kamen über Google 300 Besucher auf die Seite.
"Google hat mehr oder minder von Tag 1 Besucher auf die Webseite geschickt und ja, das war, dann hatte ich auf einmal für mich damals unvorstellbare 300 Nutzer pro Tag auf der Webseite und ich dachte mir so, krass, wo kommen die alle her?"
Die ersten Game-Changer
Die ersten großen Erfolge kamen durch cleveres Timing und gründliche Recherche:
- Entdeckung der versteckten Startzeiten für günstige Handytarife
- Detaillierte Analyse von Mediamarkt-Eröffnungsangeboten
- Später: Öffnung der Plattform für Community-Deals
Ein bootstrapped Geschäftsmodell
Das Geschäftsmodell basiert hauptsächlich auf Affiliate-Marketing - MyDealz erhält Provisionen zwischen 2-10% wenn Nutzer über die Plattform einkaufen. Bewusst verzichtete man auf störende Werbung zugunsten dieses transparenten Modells.
Der Weg zur Community
2010 kam der entscheidende Wendepunkt: Die Transformation von einem redaktionellen Blog zu einer Community-Plattform. Obwohl nicht alle Nutzer begeistert waren, erwies sich dieser Schritt als weiterer Game-Changer.
"Die absoluten super verrückten Schnäppchen, die findet man oftmals halt einfach nur durch Zufall und da hilft es einfach, dass die Community riesig ist."
Internationale Expansion durch Zusammenschlüsse
Der nächste große Schritt kam durch die Erkenntnis, dass E-Commerce global ist. Durch Zusammenschlüsse mit ähnlichen Plattformen in anderen Ländern entstand Pepper.com. Statt Übernahmen setzte man auf Partnerschaften - die meisten ursprünglichen Gründer sind noch heute in verschiedenen Rollen dabei.
Zahlen und Fakten heute
- Präsenz in 12 Ländern
- Über 300 Mitarbeiter weltweit
- Bis zu 30 Millionen Unique Users im Q4
- Geschätzter vermittelter Handelsumsatz: über 1 Milliarde Euro
- Ca. 50% der Deals sind provisionsfähig
Wichtigste Learnings
- Community und Vertrauen sind wichtiger als Technologie
- Organisches Wachstum schlägt bezahltes Marketing
- Frühe Investition in Finanz- und Vertriebsteams wäre sinnvoll gewesen
- Qualität der Deals ist entscheidend für langfristigen Erfolg
- Internationale Expansion braucht lokale Partner
- Community-Building braucht Zeit und kann nicht erkauft werden
Fazit
Fabians Geschichte zeigt, wie man durch konsequenten Fokus auf Nutzernutzen und Community-Building ein globales Unternehmen aufbauen kann. Statt schnellem Wachstum durch Venture Capital setzte man auf organisches Wachstum und strategische Partnerschaften. Die späte Besetzung wichtiger Unternehmensfunktionen wie Finanzen und Vertrieb zeigt aber auch die Herausforderungen dieses Ansatzes.
Der Erfolg gibt dem Modell jedoch recht: Mit deutlich mehr Nutzern als etablierte Vergleichsportale, wenn auch geringerem Umsatz pro User, hat MyDealz bewiesen, dass Community-getriebenes Shopping funktioniert.
"Unser großer Schlagpunkt ist nicht die Plattform, nicht die Technologie dahinter, sondern die Community. Und die Community bauen wir mit guten Inhalten auf, mit langfristigem Aufbau von Vertrauen."