
In der aktuellen Folge 119 von Happy Bootstrapping gibt Danny Klose, Geschäftsführer von clever-PV, spannende Einblicke in die Erfolgsgeschichte seines Bootstrapped-Startups.
Was als Eigenentwicklung für die persönliche PV-Anlage und das Elektroauto begann, ist heute ein erfolgreiches Unternehmen mit 14 Mitarbeitern und über 55.000 registrierten Nutzern. Danny beschreibt, wie Clever PV ohne externes Kapital gewachsen ist und durch ein kluges White-Label-Modell mit Energieversorgern expandiert.
Folge bei Spotify, Apple oder allen anderen Playern anhören.
Von der Heimlösung zum erfolgreichen Startup
Die Geschichte von Clever PV begann mit einem klassischen Problem: Danny hatte eine PV-Anlage auf seinem Dach und ein neues Elektroauto in der Garage, aber keine einfache Möglichkeit, beides intelligent zu verbinden. "Ich habe mir eine PV-Anlage aufs Dach bauen lassen und später einen Go-e-Charger zugelegt, der laut Beschreibung für PV-Überschussladen geeignet war. Ich dachte, die verbinden sich irgendwie miteinander, aber ich habe keinen Weg gefunden", erinnert sich Danny.

Als Entwicklungsingenieur begann er, selbst eine Lösung zu programmieren. Was mit einem einfachen Skript begann, das seine PV-Anlage auslas und Befehle an die Wallbox sendete, wuchs schnell. Zunächst nutzte nur sein Nachbar die Lösung, dann weitere Mitglieder eines lokalen Energievereins. Gemeinsam mit seinem Bruder Hannes, einem erfahrenen Softwareentwickler, brachte Danny die lokale Lösung in die Cloud.
Am 1. April 2021 ging Clever PV offiziell online. Im ersten Jahr wuchs die Nutzerbasis auf etwa 600 Personen. Anfangs war das System kostenlos nutzbar, finanziert durch freiwillige Spenden ("eine Tasse Kaffee für 5 Euro und eine Kiste Bier für 20 Euro"). Im Februar 2023 führte das Team ein Bezahlmodell ein, zunächst mit einem attraktiven Lifetime-Deal: Für eine Einmalzahlung von 300 Euro konnten Bestandsnutzer Clever PV lebenslang nutzen.
"Wir haben zu Beginn immer kommuniziert, dass es irgendwann was kosten wird. Da haben wir '2,99 € durchgestrichen, gibt's kostenlos jetzt' hingeschrieben. Aber für 100 Nutzer braucht man noch kein Bezahlmodell."
Geschäftsmodell mit mehreren Säulen

Heute basiert das Geschäftsmodell von Clever PV auf drei Säulen:
- Premium-Abonnements: Von den über 55.000 registrierten Nutzern konvertieren etwa 20% in ein kostenpflichtiges Modell. Die monatlichen Gebühren liegen zwischen 5-8 Euro, mit Rabatten bei längerfristigen Abonnements (12, 24 oder 36 Monate).
- White-Label-Lösungen: Energieversorger und Installateure können Clever PV unter eigenem Namen anbieten. Sie zahlen eine Einrichtungsgebühr plus ein "Mindestumsatzmodell" für eine garantierte Anzahl an Nutzern. Bei mehr Nutzern fällt eine Gebühr pro zahlenden Kunden an. Inzwischen hat Clever PV über zehn White-Label-Partner.
- Referral- und Coupon-Modell: PV-Installateure können Clever PV-Lizenzen mit verkaufen, wobei sie rabattierte Preise erhalten. Über 300 Installateure nutzen dieses Modell bereits.
"Die White-Label-Lösung ist eine tragende Säule unserer Finanzierung", betont Danny. Das Unternehmen wuchs komplett ohne externes Kapital, finanziert durch Eigenkapital der Gründer und die generierten Umsätze.
Technologie und Herausforderungen beim Bootstrapping
Die größte technische Herausforderung für Clever PV liegt in der Systemarchitektur: "Ein System zu bauen, das komplett über die Cloud die Verbraucher in Echtzeit steuert", erklärt Danny. Das Team nutzt Microsoft Azure, einschließlich KI-Modelle für Prognosen von PV-Ertrag und Verbrauch. Die App ist mit Flutter entwickelt, um sowohl Android als auch iOS abzudecken.
Beim Marketing setzt Clever PV strategisch auf B2B-Partnerschaften statt teure Endkundenwerbung. "Wir legen im Moment das stärkste Wachstum auf die White-Label-Lösung, das heißt im B2B-Bereich mit den White-Label-Partnern als Multiplikatoren", erläutert Danny. Im B2B-Segment nutzt das Team vor allem LinkedIn und nimmt an Ausschreibungen von Energieversorger-Konsortien teil.
Als bootstrapptes Unternehmen musste das Team mit limitierten Ressourcen haushalten. In der Anfangsphase arbeiteten alle nebenberuflich. Bei der Kommerzialisierung entschied sich das Team bewusst gegen Venture Capital: "Man kann Geld von Investoren aufnehmen, aber es ist nicht unbedingt das günstigste Geld. Man muss Firmenanteile abgeben und hat dann die Pistole auf der Brust, die Firma irgendwann verkaufen zu müssen."
Learnings aus der Bootstrapping-Reise
Dannys wichtigste Erkenntnisse aus dem Aufbau von Clever PV:
- Kooperationen statt Konkurrenz: Statt mit viel Marketingbudget eine eigene Marke gegen etablierte Anbieter zu positionieren, setzt Clever PV auf Partnerschaften.
- Asset-light bleiben: Das Unternehmen verzichtet bewusst auf eigene Hardware und konzentriert sich auf die Software-Plattform.
- Kundenwert früh validieren: Freiwillige Spenden und hohe Conversion-Raten zum Premium-Modell zeigten früh, dass Kunden bereit sind, für den Service zu zahlen.
- Remote-First-Kultur: Mit verteilten Teams spart das Unternehmen Bürokosten und kann flexible Arbeitsmodelle anbieten.
- Strategische Finanzierung: Der Lifetime-Deal für Bestandskunden brachte sofort Kapital, während langfristige Abonnements für Cashflow-Stabilität sorgen.
Für die Zukunft plant Clever PV die Integration weiterer Autohersteller neben Tesla und VW, die Einbindung von Wärmepumpen und Haushaltsgeräten sowie die Unterstützung variabler Netzentgelte.
Hast du Fragen oder Feedback zum Podcast? Schreib mir gerne per E-Mail oder über LinkedIn. Es würde mich sehr freuen, wenn du den Podcast kurz bewertest oder den Newsletter dazu einfach weiterempfiehlst - vielen Dank!
Ich bootstrappe übrigens mein eigenes Unternehmen "We Manage", welches Start-Ups und Unternehmen bei Cloud, DevOps und dem nachhaltigen Betrieb von Web Applikationen hilft - buch dir gerne jetzt ein Termin.
Abonnieren
Ähnliche Beiträge
Newsletter zum Podcast
Nach der Anmeldung erhälst du jeden Donnerstag die Zusammenfassung der aktuellen Folge in deine Inbox.